Husten
Dienstag, den 28. Juli 2009 um 10:07 Uhr
Husten ist eines der frustrierendsten Krankheitszeichen in der Medizin. Zum einen zerrt der Husten ständig an den Nerven. Zum anderen quält der Husten gerne auch nachts und raubt dann dem Kind und seinen Eltern den Schlaf. Und während ein Fieber meist nach ein paar Tagen ausgestanden ist, hält der Husten oft wochenweise an. Kein Wunder, dass Eltern sich vom Gang zum Kinderarzt rasche Linderung erwarten. Der Erfolg des Besuchs ist aber meist enttäuschend. Die verordneten Mittelchen schmecken heutzutage zwar meist recht gut, wirken allerdings wenig. Warum? Die Antwort liegt in der Funktion des Hustens: Er schützt ein lebensnotwendiges Organ vor den von oben nur allzu leicht eindringenden Fremdkörpern und Infektionserregern: Warum hustet ein Kind?Ein Grund wurde bereits genannt: als Schutz vor aus den oberen Luftwegen abfließendem Sekret. Dies erklärt den Husten bei Erkältungen sowie bei Nasennebenhöhlenentzündungen (sog. »Sekrethusten«). Oft plagt der Husten die Kinder hier besonders beim Einschlafen (das Sekret aus der Nase läuft dann nach hinten ab). Auch wenn wir uns verschlucken, setzt sofort Husten ein, um die Speise wieder auf den richtigen Pfad zurückzubringen. Diese Art des Hustens wird auch bei der Refluxkrankheit aktiviert – hier läuft Speisebrei aus dem Magen in den Hals zurück und gelangt dann manchmal auch in die Luftröhre. Auch wenn die Bronchien entzündet oder verschleimt sind, unternimmt der Körper immer wieder Versuche der Reinigung – es resultieren oft schwere Hustenattacken. Auswurf und BluthustenAuswurf ist bei Kindern selten. Das beim Husten hochbeförderte Sekret wird nämlich von Kindern meist verschluckt. Bluthusten ist immer ernst zu nehmen. Es zeigt sich durch rostig-braune oder schaumig-blutige Spucke. In den meisten Fällen liegt die Blutungsquelle allerdings im Nasen-Rachenraum und täuscht einen Bluthusten nur vor. Echter Bluthusten tritt bei in die Lunge eingeatmeten Fremdkörpern, bei Lungenentzündungen sowie bei chronischen Lungenkrankheiten auf. Was tun bei Husten?Bei Husten gibt es keine »Abkürzungen« oder »Pflaster-drauf-fertig!«-Lösungen: Solange die Ursache nicht behandelt wird (und sie lässt sich leider nicht immer behandeln), bleibt der Husten bestehen. Studie um Studie zeigt, dass die in den Wintermonaten hektoliterweise von Kindern konsumierten »Schleimlöser«, ob pflanzlicher oder synthetischer Bauart, nichts bringen (dass sie trotzdem die am häufigsten verordneten Medikamenten sind, hat auch damit zu tun, dass sich viele Eltern mit der Alternative, dem »heftigen Zuwarten« bei Erkältungen, schwer tun). Die rascheste Strategie zum Erfolg ist die Auseinandersetzung mit den Ursachen. Ist ein Husten durch Sekretablauf aus den oberen Luftwegen bedingt, so wird der Husten erst aufhören, wenn die Nase oder die Nasennebenhöhlen zur Ruhe gekommen sind. Dasselbe gilt für die Bronchitis. Auch der immer wiederkehrende Husten bei Asthma hört erst dann auf, wenn das Asthma ausreichend behandelt ist – was leider derzeit längst nicht auf alle Asthmapatienten zutrifft. Erwarten Sie also auch von Hausmitteln oder pflanzlichen Präparaten keine Wunder. Sie können allenfalls die gestressten Schleimhäute beruhigen und so die Hustenanfälle im besten Fall etwas »entschärfen«. Und »Hustenblocker«?Die Hustenblocker oder – medizinisch ausgedrückt – Antitussiva Clobutinol (z. B. Silomat®), Noscapin (z. B. Capval®) oder Codein (z. B. Codipront®) sollen den Hustenreflex unterdrücken und so an der Hustenfront Ruhe schaffen. Während die Wirksamkeit von Clobutinol nicht bewiesen ist, sind Noscapin und Codein in Maßen wirksam (was auch damit zusammenhängen könnte, dass sie schlaffördernd wirken). Wir meinen: Hilft bei einem trockenen (!) Husten alles nichts und sind anders zu behandelnde Ursachen wie Pseudokrupp, Asthma oder ein in die Luftwege verschluckter Fremdkörper ausgeschlossen, so kann ein Kind schon einmal einen Hustenstiller bekommen. Wunder wirkt er nicht, aber ein paar Stunden Schlaf tun ja Wunder genug. Allerdings: Bei lockerem Husten mit Sekret sind Hustenblocker Unsinn (siehe auch
Aktualisiert ( Mittwoch, den 26. August 2009 um 15:28 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |