Wenn Babys schreien - Was nichts bringt
Montag, den 15. Juni 2009 um 07:51 Uhr
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Was nichts bringtDie wenigsten Mütter können es ertragen, ihr Kind einfach schreien zu lassen, aber manche fühlen sich durch Freunde, Eltern etc. dazu gedrängt. Babys mit Koliken schreien, weil sie Ihre Hilfe brauchen, und wer meint, dies wäre ein guter Zeitpunkt, um ihnen beizubringen, dass sie mit »so einem Verhalten nicht durchkommen«, erreicht das Gegenteil. Das Schuld-SpielWenn Babys untröstlich schreien, kann dies die schlimmste Erfahrung im Leben von Eltern sein. Und in dieser Situation, wo Ihre Haut sowieso schon dünn ist, brauchen Sie eines nicht: das Gefühl, selbst schuld zu sein. Leider sind Schuldzuweisungen – sich selbst gegenüber oder an den Partner gerichtet – in solchen Extremsituationen nicht selten. Die Erfahrung zeigt: Anstatt positive Kräfte mobilisieren zu können und Zuspruch zu bekommen, sehen sich Eltern in Problemsituationen oft negativen Gefühlen ausgesetzt. Deshalb: Reden Sie über Ihr Problem und finden Sie gemeinsam die beste Strategie. Räumen Sie Vorwürfe frühzeitig aus dem Weg. Versuchen Sie sich »Inseln« zu bewahren, auf denen Sie als Eltern etwas voneinander haben und Ihre Batterien wieder aufladen können. Und akzeptieren Sie auch einmal »zweitbeste Lösungen« – etwa, dass Sie Ihr Kind einmal ein paar Stunden zur Nachbarin bringen. Und vor allem: Spielen Sie das »Schuld-Spiel« nicht mit. Niemand ist schuld daran, dass Ihr Baby so viel schreit. Weder ist das Baby schuld, das angeblich zu schnell, zu gierig, zu lange trinkt oder zu viel Luft schluckt, oder, als besonders gemeine Variante, angeblich »seiner Mutter keine klaren Signale gibt«. Noch sind Sie als Eltern schuld, weil Sie das Falsche essen, mit der falschen Technik stillen, Ihre Unsicherheit auf das Kind übertragen oder Ihren Beruf wieder aufgenommen haben (oder Ihren Beruf nicht wieder aufgenommen haben). Denn dieses Spiel kann keiner gewinnen. Aber es nicht mitzumachen ist schwierig, denn wenn ein geliebtes, hilfloses Geschöpf von Woche zu Woche schlimmer schreit und alles, was Sie dagegen unternehmen, nur wenig bringt – dann ist man schnell davon überzeugt, etwas falsch zu machen. Das ist normal. Weiterführende Informationen
Aktualisiert ( Donnerstag, den 27. August 2009 um 08:07 Uhr )
© Herbert Renz-Polster et. al.: Gesundheit für Kinder, 2. Auflage 2006, Kösel Verlag München |